Alltagsintegrierte Sprachförderung (ABH033)

Der alemannische Dialekt gehört rund um den Bodensee zum sprachlichen Alltag. Kinder in Deutschland, Österreich und der Schweiz in deutschsprachigen Familien lernen den alemannischen Dialekt oder eine regional gefärbte Umgangssprache (Regiolekt) als erste Sprache. Für die Kindergärten der Bodenseeregion stellt sich daher die Frage, ob die Kindergarten-Fachkräfte besser Dialekt oder Standardsprache mit den Kindern sprechen sollen. Deshalb untersuchte das Forschungsprojekt «Sprachförderung im Kindergartenalltag in Dialekt und Standardsprache im Kontext von Mehrsprachigkeit» (SpriKiDS) den Umgang mit Dialekt und Standardsprache, die Sprachförderung und die sprachlichen Fortschritte der Kinder mittels Videobeobachtung, Sprachstandserhebung und Fragebogen. In einer länderübergreifenden Fortbildung wurden die Fachkräfte in den Strategien der alltagsintegrierten Sprachförderung für den Kindergarten weitergebildet.

Mittels Videobeobachtungen in jedem Kindergarten wurden die Anteile von Dialekt und Standardsprache erfasst. In den meisten Kindergärten in Österreich wird Standard oder beides (Dialekt und Standard in ausgeglichenen Anteilen) gesprochen. In der Schweiz ist der Dia­lekt stärker vertreten. Dort wird in der Regel Dialekt gesprochen. In Deutschland verwendet eine Fach­kraft ihre Sprachvarietät durchgehend, d. h. sie spricht im Kindergar­tenalltag entweder Dialekt, die regional gefärbte Umgangssprache (Regiolekt) oder die Standardsprache. Es gibt keine definierten Wechsel wie in Österreich und der Schweiz. Mehr als die Hälfte der Fachkräfte in Deutschland verwen­det eine dialektal geprägte Spra­che und ein weiteres Viertel der Fachkräfte eine stark dialektale Spra­che. 

Der Einfluss auf den Schriftspracherwerb der untersuchten Kinder wurde zu drei Zeitpunk­ten mittels Schreibproben bzw. einem Rechtschreibtest erhoben. Im Kindergartenalter schreiben Schweizer Kinder mehr als die Kinder in Deutschland und Österreich. Im Früh­ling der 1. Klasse unterscheiden sich die Kompetenzen der Kinder im standardisierten Schreib­test nicht zwischen den drei Ländern. In allen drei Ländern sind die Testergebnisse der Kinder mit Deutsch als Zweitsprache schwächer als diejenigen der Kinder mit Deutsch als Erstsprache.

Die Resultate zeigen, dass der Dialektgebrauch der Fachkraft keinen Einfluss auf den Schriftspracher­werb hat. In der Interpretation dieses Ergebnisses muss berücksichtigt wer­den, dass sich die Kinder­garten-Fachkräfte in der Verwendung von Dialekt und Stan­dardsprache zwischen den Ländern unter­scheiden, innerhalb der Länder jedoch wenig. Wenn die große Mehrheit die Sprachverwendung ähn­lich umsetzt, lassen sich keine Ein­flüsse berechnen. Wir wissen insbesondere nicht, wie es sich auswir­ken würde, wenn die Fachkraft ausschließlich oder mehrheitlich Standardsprache spricht, da es wenige solche Kindergärten in unserer Stichprobe gab. Im Hinblick auf die durchgeführte Fortbildung zur alltagsintegrierten Sprachförderung zeigte sich, dass die Fachkräfte, welche die Fortbildung besuchten, am Ende des Kindergartenjahres signifikant höhere Werte zur Sprachförder­kompetenz bei der Bilderbuchbetrachtung zeigten als die Fachkräfte, die die Fortbildung noch nicht besucht hatten. Es gelang den Fachkräften nach der Fortbildung besser, die Bil­derbuchbetrachtung dialogisch zu führen und für die Sprachförderung zu nützen.

Poster: Sprachförderung im Kindergartenalltag in Dialekt und Standardsprache im Kontext von Mehrsprachigkeit

 

  Projekttitel

Alltagsintegrierte Sprachförderung im Kindergarten: Mehrsprachigkeit, Dialekt und Standardsprache

Website www.sprikids.org
Projektzeitraum 01.06.2016 - 30.11.2019

Kofinanzierungssatz

 

EU: 60,00%

CH: 35,00%

Beteiligte Länder

DE, CH, AT
   
   

 

Leadpartner

Pädagogische Hochschule Weingarten
Kirchplatz 2
88250 Weingarten
Deutschland

Projektpartner

  • Schweizer Hochschule für Logopädie Rorschach, Abteilung Forschung und Entwicklung (CH)
  • Pädagogische Hochschule St. Gallen, Institut für Lehr- und Lernforschung (CH)
  • Pädagogische Hochschule Graubünden, Abteilung Forschung und Entwicklung (CH)
  • Pädagogische Hochschule Vorarlberg (AT)



 

 

 

 

 

 

Kosten

Förderung

EU: 356.370,55
€ 213.822,33
Schweiz: 521.373,85 € 182.480,83
Fürstentum Liechtenstein: € 0,00 € 0,00
Gesamt: € 877.744,40 € 396.303,17