Wanzen im Obstbau (ABH093)

Baumwanzen im Allgemeinen sind aufgrund sich ändernder Bedingungen (Welthandel, Klimawandel) in den letzten Jahren in Deutschland zunehmend. Im Obstbau können sie starken Schaden anrichten, insbesondere die Marmorierte Baumwanze. Im Projekt sollen umweltschonende Regulierungsstrategien länderübergreifend erarbeitet werden.

Wanzen können großen Schaden an landwirtschaftlichen Kulturen verursachen. Schädigende Vertreter dieser Gattung sind u. a. die Reiswanze (Nezara viriduala), die Rotbeinige Baumwanze (Pentatoma rufipes) und die Marmorierte Baumwanze (Halymorpha halys). Teilweise handelt es sich um invasive Arten, die begünstigt durch klimatische Änderungen, den globalen Handel und Pflanzenimporte neue Habitate erschlossen haben. In Deutschland (Konstanz) wurde die Marmorierte Baumwanze in 2011, in Italien (Emilia Romagna) im Jahr 2012 und in Österreich (Vorarlberg) 2015 festgestellt. In den Ländern fand seitdem eine anfänglich unbedeutende , in den letzten Jahren rasante Ausbreitung statt, die bereits erhebliche Schäden verursachte (Norditalien – 350 Mio. €).

Die Marmorierte Baumwanze saugt bevorzugt an Früchten von über 100 Pflanzenarten und kann daher in der Landwirtschaft große Schäden verursachen. Nördlich der Alpen entwickelt sich in der Regel nur eine Generation, in warmen Jahren kann es aber auch zu einer partiellen oder voll entwickelten zweiten Generation kommen. Zum Wirtspflanzenkreis dieser Wanzenart gehören auch Vertreter der Sonderkulturen. Neben Pfirsich, Birne und Haselnuss ist der der Apfel stark von dieser Wanzenart betroffen. Mittlerweile verursacht diese Wanzenart in der Schweiz und Süddeutschland Schäden an Obst- und Gemüsekulturen. 2017 sind in der Schweiz im Gebiet um Zürich größere Schäden und 2019 in den Kantonen Zürich und Thurgau verbreitet über 20 % Verluste in Birnenanlagen beobachtet worden. Allein im Kanton Thurgau werden die Schäden an Birnen im Jahr 2019 auf 3 Mio Fr. geschätzt. Der Schaden äußert sich in Fruchtdeformationen, verursacht durch Saugschäden. Eine Vermarktung ist aufgrund deformierter oder faulender Früchte nicht mehr möglich. Erfolgreiche Regulierungsstrategien gibt es derzeit nicht. Eine chemische Bekämpfung ist aufgrund der Lebensweise (Zuwanderung der Wanzen von April bis August) und der damit verbundenen, häufigen Applikation von Insektiziden bereits während des Blütezeitraumes nicht möglich. Zudem sind derzeit keine wirksamen Pflanzenschutzmittel in Deutschland, Schweiz und Österreich zugelassen. Damit ist die heimische Produktion von qualitativ hochwertigem Obst und Gemüse im Bodenseeraum gefährdet.

Im Projekt sollen länderübergreifend, gemeinsam mit Agroscope, den Schweizer Kantonen, der Fachhochschule Weihenstephan-Triesdorf (Außenstelle Schlachters), dem KOB und der Landwirtschaftskammer Vorarlberg eine erste Regulationsstrategie gegen die Marmorierte Baumwanze erarbeitet und angewendet werden.

Länderspezifisch steht dabei der Nachweis und das Monitoring von Eiparasitoiden wie der Samurai-Schlupfwespe (Trissolcus japonicus) und der Schutz der Anlagen durch Einnetzung im Fokus. Trissolcus japonicus hat ein hohes Potential zur Regulation. So werden von den 60-80 % parasitierten Eigelegen im Ursprungsgebiet der Marmorierten Baumwanze alleine 75 % durch Trissolcus japonicus belegt. Sie war ebenfalls gebietsfremd, ist aber vermutlich in Folge der Einschleppung des Schaderregers zu finden bzw. zu erwarten. In der Schweiz sind bereits erste Funde gemeldet. In Deutschland gab es bisher zwei Einzelnachweise im Rheintal. Für die Region Bodensee stehen diese Nachweise noch aus. In Kombination mit anderen Verfahren (Kulturschutznetze, begleitender Einsatz chemischer Produkte, Massenfang, Fangstreifen, Förderung weiterer Gegenspieler) ist dann eine Strategie entwickelbar.

Bild: Wanzenlarve (H.halys) an Brombeere ©M. Trautmann

 

Projekttitel

Schädigende Wanzen im Obstbau
Website  
Projektzeitraum 01.04.2020 - 31.03.2023

Kofinanzierungssatz

EU: 60,00%

CH: 50,00%

Beteiligte Länder

D, AT, CH
   
   

 

Leadpartner

Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee
Pflanzenschutz
Schuhmacherhof 6
88213 Ravensburg
Deutschland

Projektpartner

  • Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (D)
  • Agroscope, Schweizerische Eidgenossenschaft (CH)
  • Landwirtschaftliches Bildungs- und Beratungszentrum Arenenberg (CH)
  • Landwirtschaftliches Zentrum St. Gallen (CH)
  • Landwirtschaftskammer Vorarlberg (AT)
  • Kompetenzzentrum für Bildung und Dienstleistungen in Land- und Ernährungswirtschaft (CH)
  • Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (D)
  • CABI (CH)

 

 

Kosten

Förderung

EU:

€ 579.550,00

€ 347.730,00
Schweiz:

€ 614.755,65

 € 307.377,82
Fürstentum Liechtenstein: € 0,00 € 0,00
Gesamt: € 1.194.305,65
€ 655.107,82