AMIGO (ABH089)

Ziel von AMIGO war es, Mitarbeiter*innen von Unternehmen zu motivieren, ihren Weg zur Arbeit umweltfreundlich und gesund (sprich bewegungsaktiv) zurückzulegen: Den Weg zur Arbeit zum täglichen „Fitnessstudio“ zu machen und damit Bemühungen des betrieblichen Mobilitätsmanagements und der betrieblichen Gesundheitsförderung zu verschränken. Wissenschaftliche Erkenntnisse im Hinblick auf das Initiieren und Beibehalten von Verhaltensänderungen waren Grundlage für die Entwicklung von Maßnahmen, die im Rahmen von AMIGO in den Pilotbetrieben entwickelt und erprobt wurden.

Das AMIGO Projekt dauerte von Juni 2019 bis Dezember 2022. Als Projektpartner haben das Energieinstitut Vorarlberg, die aks Gesundheit GmbH, die Energieagentur St. Gallen, die Cipra international, der Kanton St. Gallen, die Liechtensteinische Landesverwaltung und das Land Vorarlberg kooperiert. Die Gesundheitskasse Bodensee-Oberschwaben – anfänglich assoziierter Partner - wechselte im Laufe des Projekts Corona bedingt in die Rolle eines Feedbackpartners. In insgesamt neun Pilotbetrieben wurden Maßnahmen entwickelt, um die Mitarbeiter*innen zu einem Umstieg auf bewegungsaktive und damit gesunde sowie umweltfreundliche Mobilität zu motivieren.

Die Pilotbetriebe stellten eine Mischung aus Verwaltung, Produktion und Sozial- bzw. Gesundheitsbereich dar. Folgende Unternehmen waren AMIGO Partner:

  •  Vorarlberg: Haberkorn, illwerke vkw, Landeskrankenhaus Hohenems
  •  Liechtenstein: Liechtensteinische Landesverwaltung, Hilcona, Netzwerkstatt Alpen
  •  St. Gallen: Lippuner, Gemeinde Widnau, Johanneum

Projektablauf:
Gestartet wurde AMIGO mit einer Analysephase in den Unternehmen, in der bereits bestehende Aktivitäten in den Bereichen der betrieblichen Gesundheitsförderung und des Mobilitätsmanagements erfasst wurden. Gleichzeitig wurden gemeinsam mit den Unternehmen Zielsetzungen definiert. Eine Online Mitarbeiter*innen Befragung (1.790 Teilnehmende) sowie Fokusgruppen ergänzten die Datenbasis zum Mobilitätsverhalten der Mitarbeiter*innen. Ebenso wurde das zum subjektiven Gesundheitsempfinden der Beschäftigten erhoben.

Fachliche Inputs lieferte die AMIGO Fachtagungen 2021 in Vorarlberg und St. Gallen (online) mit namhaften Expert*innen aus den Bereichen der Umwelt-, Gesundheits-, Wirtschafts- und Sozialpsychologie, der Kommunikation und Philosophie, sowie dem Public Health Bereich.

Darauf aufbauend wurden mit den Pilotbetrieben Aktionsprogramme erarbeitet und deren Umsetzung geplant. Die Wirksamkeit der Maßnahmen wurde mit einer zweiten Online Mitarbeiter*innenbefragung (Postbefragung) zum Projektende im Oktober 2022 überprüft.

Umgesetzte Maßnahmen:
Im Rahmen von AMIGO wurden insgesamt 20 verschiedene Maßnahmen erprobt bzw. umgesetzt. Dazu zählten Infrastrukturverbesserungen für Radfahrer*innen ebenso wie Motivationsaktionen, Wissensvermittlung im Rahmen von Lunch & Learn Seminaren, die Einbindung von Führungskräften als Multiplikatoren oder finanzielle Zuschüsse.

Drei Maßnahmen seien besonders hervorgehoben:

beWEGt Programm:

12 Wochen lang wurden Mitarbeiter*innen in fünf Pilotbetrieben beim Umstieg auf bewegungsaktive Mobilität begleitet. Mit einem „train the trainer“ Ansatz wurden betriebsinterne beWEGt Koordinator*innen geschult und mit Materialien ausgestattet. Die insgesamt 60 Teilnehmer*innen erhielten über die Koordinator*innen motivierende Informationen (z.B. beWEGte Blätter), persönliche Unterstützung sowie Austausch in der Gruppe. Die Evaluierung des Programms hat gezeigt:
80% der Teilnehmer*innen haben mehr Bewegung in ihren Alltag gebracht. Auch drei Monate nach Programmende geben 40% der Befragten an, öfter umweltfreundlich zur Arbeit zu kommen.
Fast alle am Ende befragten Teilnehmer*innen geben an, Strategien zu kennen, um ihre Alltagsaktivität zu steigern. 90% empfehlen das Programm.

Mobility Maps:
Mobility Maps sind automatisiert generierte pdfs. Mobility Maps vergleichen die individuellen Mobilitätsalternativen eines/r Mitarbeiter:in für den Weg vom Wohnort zum Arbeitsplatz: Wie schnell bin ich mit dem jeweiligen Verkehrsmittel? Welchen CO2 Ausstoß verursache ich? Welche Kosten entstehen mir? Und wie viel körperliche Bewegung habe ich dabei? Mit den Mobility Maps ist eine individuelle Mobilitätsberatung auch für eine große Anzahl an Beschäftigten möglich. Für das Unternehmen entsteht minimaler Aufwand durch Automatisierung. Mobility Maps sind bestens geeignet, um neue Mitarbeiter:innen im Unternehmen für den Umstieg zu gewinnen. Weitere Maßnahmen wie z.B. das beWEGt Programm können daran anknüpfen und zum Ausprobieren der in den Mobility Maps aufgezeigten Mobilitätsalternativen animieren. Bei der Fa. Haberkorn wurden die Mobility Maps an über 600 Mitarbeiter*innen erfolgreich erprobt und werden von Haberkorn weiterempfohlen.

Decision Prompts:
Decision Prompts sind Anstubser (im Sinne von Nudging), die zum Nachdenken und optimaler Weise zu einer Änderung des Verhaltens einer Person führen. Insbesondere jene Personen, die bereits die Absicht haben, ihr Mobilitätsverhalten zu ändern, können mit motivierenden Botschaften an Orten der Entscheidung zur Verhaltensänderung motiviert werden.

Im Rahmen von AMIGO haben St. Galler Pilotbetriebe Decision Prompts erprobt. Es wurden Plakate gestaltet, die zu konkreten Handlungen aufgerufen haben. Die Gemeinde Widnau, die Lippuner EMT AG in Grabs und das Johanneum in Neu St. Johann platzierten die Decision Prompts an zentralen Punkten, wie z.B. dem Lift, dem Eingang oder der Treppe.

Evaluation der AMIGO Maßnahmen
Im Oktober 2022 wurde die Mitarbeiter*innenbefragung wiederholt (1.549 Teilnehmende). Dabei haben sich folgende Ergebnisse gezeigt:

  • Während der Autoanteil am Gesamtverkehrsaufkommen für den Weg zur Arbeit 2020 noch 54% ausmachte, sank der Anteil 2022 in den AMIGO Pilotbetrieben um 6 Prozentpunkte auf 49%. In einzelnen Unternehmen gab es sogar Spitzenwerte von bis zu minus 12% (LKH Hohenems).
  • Hochgerechnet auf alle Mitarbeitenden konnten mit der Verlagerung vom MIV zu umweltfreundlichen Alternativen 350 Tonnen CO₂ bzw. 8% CO₂ eingespart werden.
  • Im Rahmen des AMIGO Projekts wurden 20 verschiedene Maßnahmen gesetzt, um Mitarbeiter:innen zum Umstieg zu bewegen. Mit den Maßnahmen konnten 40% der Befragten zur vermehrten Nutzung von Fahrrad, ÖPNV oder Fahrgemeinschaften bewegt werden. 56% bzw. 871 der befragten Mitarbeiter:innen konnten zumindest zum Ausprobieren alternativer Mobilitätsformen motiviert werden.

AMIGO hat gezeigt: die zielgruppengenaue Ansprache und die Kombination von Maßnahmen ist entscheidend für nachhaltige Effekte!

  • Wenn sich jemand noch nie Gedanken über einen Umstieg gemacht hat, ist zuallererst Information und Wissen nötig. Solche Informationen bieten die Mobility Maps (z.B. Welche Kosten sind mit meiner Mobilitätsform verbunden? Welche Alternativen hätte ich? Welche Gesundheitseffekte bringt ein Umstieg aufs Fahrrad mit sich ….).
  • Wenn jemand schon die Absicht hat, den Umstieg zu wagen, der Schweinehund jedoch zu groß ist, dann braucht es Motivation durch die Gruppe und konkrete Anstubser (Nudging). z.B. mit dem beWEGt Programm, Decision Prompts, Mobilitätsbonus-Modellen, Jobrad-Angeboten 

Die AMIGO Maßnahmen nutzen die unterschiedlichen Wirkmechanismen der Verhaltensökonomie, der Sport- und Umweltpsychologie und können sehr gut miteinander kombiniert werden. Die  Gesamtheit der Aktivitäten bringt den nachhaltigen Erfolg!

Werkzeugkoffer mit Maßnahmen für bewegungsaktive Mobilität
Im Rahmen des AMIGO Vorgängerprojekts PEMO wurde 2018 eine Pendler*innen Box entwickelt, die erprobte Maßnahmen für betriebliches Mobilitätsmanagement in einem „Werkzeugkoffer“ mit Empfehlungen von Pilotbetrieben - einschließlich einer Kosten/Nutzen Beurteilung - zusammenfasst. Die im Rahmen von AMIGO entwickelten Tools und Maßnahmen ergänzen nun die  Pendler*innen Box und integrieren Aspekte der betrieblichen Gesundheitsförderung in Mobilitätsmaßnahmen.

 

 Projekttitel

Aktive Personenmobilität in Gesundheitsprogramme von Organisationen integrieren
Website https://www.energieinstitut.at/forschungsprojekte/amigo-aktivependlermobilitaet/
Projektzeitraum 01.06.2019-31.12.2022

Kofinanzierungssatz

EU: 60,00 %

CH: 30,00 %

Beteiligte Länder

D, AT, CH, FL
   
   

 

Leadpartner

Energieinstitut Vorarlberg GmbH
Mobilität
Stadtstraße 33
6850 Dornbirn
Österreich

 Projektpartner

  • aks Gesundheit GmbH (AT)
  • Amt für Raumentwicklung und Geoinformation (CH)
  • Fürstentum Liechtenstein (FL)
  • Gesundheitskasse Bodensee-Oberschwaben (D)



 

 

 

 

 

 

Kosten

Förderung

EU: € 162.192,79
€ 97.315,65
Schweiz: € 160.443,40
€ 48.133,01
Fürstentum Liechtenstein: € 149.997,50 € 0,00
Gesamt: € 472.633,69 € 145.448,66